Sylvester mit Raketen
2024 geht zu Ende. Wie immer mit krachenden Böllern und Raketen. Ob man sie jetzt selbst kauft oder mit einem Glas Sekt in der Hand gratis am Himmel bewundert.
Ich kenne viele UkrainerInnen, die dieser Tradition mit Furcht entgegensehen. Oder andersherum niemanden, keine, die sich Raketen beim Toom kaufen. Die Geräusche der lebensbedrohlichen Raketen in Nahost oder in der Ukraine ähneln sehr stark denen aus dem heimischen Baumarkt. Wer nach 1945 in Deutschland aufgewachsen ist, der kennt diese dröhnenden, sirrenden, brummenden Signale nicht im Kontext mit Gefahr, Sterben und Tod. Sirenen wurden im Nachkriegsdeutschland immer wieder getestet und man wunderte sich als Kind, warum die Eltern dies nicht genauso selbstverständlich und unaufgeregt hingenommen haben.
Später berichteten sie darüber, bruchstückhaft: Wie sie vor einem Fliegeralarm Angst hatten und hofften, dass die Bomber ihre sirrende Last wie immer nicht auf das Dorf, sondern auf die nahegelegene Bahnstrecke werfen wollten. Dies war immer so, bis auf die drei Bomben, die aus Versehen doch im Dorf explodierten.
Wie ergeht es einem jetzt, wenn man heute in Charkiw am frühen Morgen den Alarm und immer wieder danach die Raketen in den Außenbezirken der Stadt niedergehen hört? Akustisch weit entfernt, emotional sehr nahe am eigenen Leben. Die Stadt ist groß, es gibt abertausende Häuser. Und doch sterben immer wieder Menschen in ihrem Wohnblock oder finden ihr Haus nach dem Einkauf zerstört vor. Putins Russland möchte die Energie-Infrastruktur zerstören, wie damals die Bomber in Ohlsbach die strategisch wichtige Bahnlinie. Gleichzeitig möchten er und alle seine Helfer einfach immer wieder Angst, Schrecken und Tod verbreiten: Durch gezielte Angriffe auf Wohnhäuser, ganze Dörfer, Städte…
Wir können uns diese Gedanken dieser Menschen nicht wirklich vorstellen. Aber wir können empathisch mit ihnen verbunden bleiben. Mit ihnen fühlen, sie und ihre Ängste und Sorgen nicht vergessen.
Die Fotos oben zeigen übrigens von links nach rechts: Feuerwerk in Deutschland, Raketenangriff in Nahost, Raketenangriff über Kiev.
Wer versuchen möchte, sich dem Denken und Handeln der Zivilbevölkerung im Krieg zu nähern, dem sei das Buch rechts ans Herz gelegt. Serhi Zhadan nimmt uns mit auf einen oft fiebrig anmutenden Weg zwischen den oft unklaren Frontverläufen einer ostukrainischen Stadt.
Unter diesem Link in der Kehler Buchhandlung Baumgärtner bestellbar: https://baumgaertner-kehl.buchkatalog.de/internat-9783518472330
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Die Kehler Flüchtlingshilfe ist eine ehrenamtliche Initiative zur Unterstützung von Geflüchteten im Raum Kehl. Wir helfen geflüchteten Menschen in ihrer neuen Heimat Kehl bei der Integration – sowohl durch konkrete Hilfen, als auch durch das damit verbundene Vermitteln von: „Es ist ok, dass ihr mit uns in Kehl lebt“.
Die Leitung der Kehler Flüchtlingshilfe besteht derzeit aus
Frau Koshyl ist ein äußerst wichtiges Mitglied unseres Teams geworden. Sie spricht deutsch und ukrainisch und hilft uns, mit den Ukrainern auf vertrauensvolle Weise in Kontakt zu treten. Ihre Doppelrolle, Flüchtling und Flüchtlingshelfer gleichzeitig zu sein, ist für unsere Arbeit sehr hilfreich. Mittlerweile ist sie auch an der redaktionellen Arbeit für diese Homepage beteiligt.
Frau Kohistani stammt aus Afghanistan und setzt sich seit einiger Zeit in unterschiedlichen Treffen und Projekten für die Bedürfnisse der afghanischen Geflüchteten in Kehl ein. Die Bildung einer afghanischen (Kontakt) Gruppe strebt sie derzeit als Projekt an, damit auch diese, zur Zeit in den Hintergrund der Aufmerksamkeit gedrängten Afghanen, ihre Stimme erhalten und ihre eigene, wertvolle Kultur, jenseits der Taliban, in Kehl vorstellen und einbringen können.
Frau Ovanesian stammt aus der Ostukraine und lebt mit Vater und Tochter seit Monaten in Kehl. Sie ist neben Frau Koshyl der zweite heiße Draht zu der ukrainischen Exilgemeinde in Kehl. zusammen mit ihr haben wir schon viele Projekte organisiert. Ihre Kontakte und ihre ruhige Zuverlässigkeit und Geduld helfen uns, gemeinsam das Richtige zu tun.
Interview mit Margarita Koshyl
Aaron und Clemens Bruder haben in diesem 3 teiligen Video Margarita zu ihrer Flucht mit ihrer Mutter Victoria und dem langen Weg nach Kehl gefragt. Was nimmt man mit, wenn man nicht weiss, wohin? Wie kommt man damit klar, dass einige der Liebsten in der Heimat zurückbleiben? Wie beginnt man eine vollkommen unklare Zukunft zu organisieren? Wie behält man seine Lebensfreude?
Hier ihre Antworten:
Wir führen seit 2014 Projekte mit vielen anderen Helfern und Initiativen durch. Da wir kein eingetragener Verein sind, führen wir bei dem Verein Vielfältiges Kork e.V. ein Unterkonto, auf das unsere eingehenden Spenden verbucht werden. Von dort aus erhalten Sie auch bei Bedarf Ihre Spendenbescheinigungen.
Niemand flüchtet einfach so mit seiner Familie in ein anderes Land. So haben wir seit 2015 viele Afghanen, Syrer, Iraker begleitet und unterstützt. Aktuell kommen sehr viele Ukrainer nach Deutschland und eben auch nach Kehl. Die Ursache ihrer Flucht, den brutalen Angriffskrieg der Regierung Putin, können wir nicht beenden. Wir können aber alle zusammen versuchen, seinen Opfern hier in Kehl zu helfen.
So viele Kehler Bürger möchten helfen, etwas tun. Dabei soll diese Hilfe auch zielgerichtet beim Flüchtling ankommen! Dafür sorgen wir durch die direkte Einbindung der ukrainischen Geflüchteten in alle, sie betreffenden Entscheidungen, innerhalb unserer Organisation. Der direkte Kontakt mit Margarita, welche ihrerseits wieder direkt im Austausch mit den weiteren Geflüchteten in Kehl ist, sorgt hier für rasche Entscheidungen und „passgenaue“ Hilfeleistungen.
Die ukrainischen Kinder möchten Danke sagen!
Die in Kehl lebenden und geflüchteten ukrainischen Kinder sind begeistert von ihren Laptops. Mit Ihrer Hilfe können die Schüler in Kehl weiterhin in ihrem (ukrainischen) Klassenverband und in ihrer Muttersprache lernen. DANKE, für Ihre Spende, die das ermöglicht hat!
„Einstein“-Schüler:innen übergeben Spende an die Kehler Flüchtlingshilfe
In den Wochen vor den Osterferien haben unterschiedliche Klassen, Schülerinnen und Schüler sowie AGs am Einstein-Gymnasium Spenden-Aktionen für die Ukraine durchgeführt. Dank der großen Spendenbereitschaft und dem Einsatz aller Beteiligten kam am Ende die beachtliche Summe von über 3300 Euro zusammen. Geld, das den Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine zugutekommen soll.
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